Der folgende Text ist von meinem guten Freund Sven, der mir seine Weihnachtserinnerungen großzügig zur Veröffentlichung geschickt hat.
0h du schönstes Weihnachten!
Alle Jahre wieder frage ich mich am Heiligen Abend während des Gottesdienstes in der Aschenberger Kapelle, welches bislang wohl mein schönstes Weihnachtsfest gewesen ist.
lch habe das Glück gehabt, Weihnachten stets im Kreise von Familie feiern zu dürfen. lch kann mich erinnern, dass Weihnachten in meiner Kindheit nicht unbedingt festlich begangen wurde.
Meine Mutter hatte die ganze das Fest betreffende Arbeit zu erledigen, und mein Vater war über jeden weihnachtsromantischen Verdacht erhaben. Weihnachtslieder haben wir nur selten gesungen, statt dessen war meistens der Fernseher eingeschaltet und Papa schlief auf dem Sofa.
Aber ein Heiliger Abend meiner Kindheit ist mir doch präsent: MeinVater hatte beruflich mit der Abwicklung eines Einzelhandelsgeschäfts zu tun und wir erhielten unter dem Christbaum einen großen Stapel der nicht mehr veräußerten Comic-Hefte – wir waren begeistert! Oh du schönstes Weihnachten!
Neue Bräuche zu Weihnachten
Die Gestaltung des jährlichen Heiligen Abends änderte sich grundlegend für mich, als ich mit Mieke zusammenzog und in die Bräuche des Hauses Bandeling eingewiesen wurde. Das Absingen von Weihnachtsliedernwar jetzt Pflicht, wobei sich jedes Familienmitglied ein Lied aussuchen durfte (inclusive des latent blasphemischen Hinweises meines Schwiegervaters beim Lied „Stille Nacht“, dass Gottes Sohn in Wirklichkeit Owie heißt). Erst anschliessend wurden die Geschenke verteilt (bei uns wurden die Geschenke früher recht unromantisch ohne langen Aufhebens frühzeitig geöffnet. Wir fielen darüber her wie die Hyänen).
Ein schönstes Weihnachten trotz HerzinfaRKT
In 1987 hatte ich ein erneutes schönstes Weihnachtsfest:
Im September erlitt mein Vater einen schweren Herzinfarkt, und wir mussten mit dem Schlimmsten rechnen. Er wurde in Göttingen unter dramatischen Urnständen notoperiert und verbrachte die anschließende Reha in Bad Bevensen. Im November 1987starb zudem unser Freund Heinrich N. bei einem Verkehrsunfall und wir verlebten daher eine traurige Vorweihnachtszeit. Kurz vor Heilig Abend haben mein Bruder Frank und ich unseren Vater aus Bad Bevensen abgeholt und wir verbrachten Weihnachten in Anwesenheit unseres bereits totgeglaubten Vaters.
In 1988 habe ich meine große Liebe Frauke geheiratet. Die ersten Jahre wohnten wirbeide in einer Mietwohnung in der Langewieder Straße, direktüber unserem Büro. Da wir in diesem Winter noch alleine wohnten (Mieke war aber schon mit unserer ersten tochter Imogen schwanger), wurde Weihnachten wie bisher mit Eltern und Geschwistern gefeiert.
Schönstes Weihnachten mit den Kindern
Richtig schön wurde Weihnachten für mich erst nach der Geburt unserer ersten Tochter Imogen. Wir hatten jetzt unsere eigene kleine Familie, unseren eigenen Tannenbaum und unser eigenes Weihnachtsfest. Die Eltern haben wir zwar noch besucht, aber der erste Heilige Abend zu dritt in der kleinen Wohnung bleibt mir als ein schönstes Weihnachten unvergessen.
Nachdem wir in unser Haus in der Johannisstraße umgezogen waren, kamen Miekes Eltern am Heiligen Abend regelrnäßig zu uns. Da waren wir bereits zu viert, da meine Tochter Tina in diesem Jahr 1991 geboren wurde. lch erinnere mich an ein dortiges Weihnachtsfest, als auch die Familie Schatzung zugegen waren und mein Schwager Arnim den Weihnachtsmann spielte.
Der Programmablaufplan wiederholte sich in jedem Jahr: Geschenke gab es grundsätzlich nach dem Essen und nachdem alle gewünschten Lieder gesungen waren. Da konnten die Kinder quengeln, soviel sie wollten.
In der Johannisstraße haben wir dann auch noch mit 3 Kindern Weihnachten feiern dürfen, da Ria in 1996 hinzukam. Zu der Zeit haben meine Schwiegereltern am Heiligen Abend zusätzlich noch die Omi aus Barnstorf zu uns mitgebracht, die bereits gesundheitlich angeschlagen war und eine Gehhilfe benötigte. In Erinnerung ist mir geblieben, dass Ria sich den Gehstock der Uroma schnappte und ihn unter großem Geschrei nicht wieder herausrücken wollte. War das ein schönstes Weihnachten?
Ein alter Freund
Im Jahr 1999 weilte unser Freund Michael aus Neuseeland für mehrere Monate in Deutschland und hat in dieser Zeit bei uns gewohnt. Vor dem Weihnachtsfest nahm Michael mich damals bei Seite und teilte mir mit, dass er beabsichtige, die Festtage woanders zu verbringen. Es handele sich ja um ein Familienfest, und er wolle dabei nicht stören.
lch erwiderte nur vier Worte: „Michael, Du bist Familie“.
Michael musste schlucken und blieb selbstverständlich über die Festtage bei uns. Er gesteht mir noch heute in sentimentalen Momenten, dass meine damaligen Worte ihn immer noch zutiefst berühren.
Auch das war und ist mir ein schönstes Weihnachtsfest.
Schönste Weihnachten im neuen Haus
Mit drei Kindern (und den Schwiegereltern) zogen wir im Jahr 2002 in unser heutiges Domizil nach Aschenberge. Jetzt änderte sich der Ablauf des Heiligen Abends. Während ich mich nur vage an Kirchenbesuche in unserer Diepenburger Zeit erinnern kann, wurde jetzt der nachmittägliche Gang zur Kirche – sei es in Aschenberge oder Droblungen – obligatorisch. Wir sind in Aschenberge sehr schnell heimisch geworden, und nachdem der Gottesdienst beendet war, umarmte man sich draußen vor der Kirche mit Freunden, Bekannten und Weniger-Bekannten und wünschte sich ein frohes Weihnachtsfest.
Man verweilte bischen, fragte, was es denn jeweils zu Essen gäbe und ging danach erst nach Hause zurück.
Kochkünste und Rotwein Flecken
lnzwischen hatte sich eingebürgert, dass ich als erklärter „Nicht-Koch“ mit für das Festessen zuständig war. So gab es abwechselnd Gänse- und Entenbraten, Wild- und andere Spezialitäten, welche ich mit Hilfe von diversen Kochbüchern oder speziellen lnternetseiten, aber stets mit Unterstützung meiner Familie letztendlich mehr oder weniger gelungen zustande brachte.
Kartoffelsalat mit Würstchen, wie von meinem Schwiegervater oftmals gewünscht, hat es bislang aber noch nicht gegeben.
In einem Jahr war Familie Schatzung wieder bei uns zu Weihnachten, und es sollte Ente geben – zwei Stück des Federviehs angesichts der Anzahl der Gäste.
Mein Freund und Schwager Armin sollte beim Zubereiten helfen.
Da wir beide uns aber zuvor am Abschmecken des Cognacs versuchten, wurde das Vorhaben dann schwerer als gedacht und endete damit, dass ein Schwall Rotwein die Tischdecke der Festtafel verfärbte. lch wundere mich noch heute, dass das anschließende Essen zu allerZufriedenheit verlief.
lnzwischen ist der Armin leider verstorben.
An jedem Heiligen Abend muss ich auch immer wieder an ihn denken – wie er früher als Weihnachtsmann auftrat und später bei uns den Wein vergoss. Aber auch, dass er mir ein lieber Freund war und ich mit ihm schönste Weihnachtsfeste verbinde.
Ein alter Freund kehrt zurück
Michael hat uns auch in Aschenberge besucht, diesesmal mit seiner thailändischen Frau Omnoi. Für Om waren die hiesigen Weihnachtsbräuche natürlich total fremd. Sie ging mit uns zur Kirche und erlebte anschließend die sogenannte Bandelingsche Weihnachtsroutine. In diesem Jahr war sie an der Reihe, zum Höhepunkt des Festes die Geschenke zu verteilen. Dieses blieb in all den Jahren zuvor dem jüngsten anwesenden Kind vorbehalten.
Ein Brauch, der mir immer sehr viel Freude bereitete, war doch die aufgeregte Begeisterung von Imogen, dann Trina und später Ria für alle Beteiligten ansteckend. Dass ein so enger Freund, der Michael für mich ist, wieder zu Weihnachten bei uns sein durfte, hat mich sehr berührt und ich hoffe auf eine Wiederholung in der Zukunft.
Am ersten Weihnachtstag findet in Aschen stets im Gasthaus Malbe der Sportlerball statt, welchen Mieke und ich – später dann auch die Kinder – regelmäßig besuchten. Michael und Omnoi kamen in diesem Jahr auch mit uns zum Ball, und wir verlebten einen tollen Abend. Ein schönstes Weinachten.
Ein schwerer Unfall – ein schönstes Weihnachtsfest
lmogen zog nach dem Abitur zum Studieren nach Hannover, kam aber zu Weihnachten stets nach Aschenberge zurück. Trina begann ihre Ausbildung zur Reitlehrerin und wohnte weiter bei uns zu Hause.
Im November 2010 hatte Trina dann einen schweren Verkehrsunfall mit Erstversorgung, Behandlung und Operation in der Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover und anschließendem Reha- Aufenthalt. Am Tag vor Weihnachten durfte Trina wieder nach Hause und sie kam am Heiligen Abend auf Krücken in die Aschenberger Kapelle zum Gottesdienst herein. Die ganze Familie war vereint, und ich weiß noch, dass ich bei Trinas Anblick die ganze Zeit vor Freude leise weinen musste.
Als zum Schluss der Veranstaltung das Lied „Oh Du Fröhliche“ gesungen wurde, brachen bei mir dann alle Dämme (ich muss heute noch schluchzen, wenn dieses Lied in der Kapelle erklingt). Das war mir tatsachllch ein schönstes Weihnachten.
Nesthäkchen und das Vegetarische Weihnachtsessen
Trina ist zwischenzeitlich auch ausgezogen und so blieb vorerst Ria als unser Nesthäkchen bei uns in Aschenberge. Mit ihr vereinbarte ich in einem Jahr, dass wir beide am Heiligen Abend das Essen gemeinsam zubereiten sollten.
Ria ist Vegetarierin, und sie bat, dass es dieses mal zu Weihnachten kein Fleisch geben solle. So haben wir dann zu zweit ein vegetarisches Menü gezaubert und bei der Zubereitung sehr viel Spaß gehabt.
lch weiß nicht, ob das Essen letztlich alle überzeugt hat – wir sind im nächsten Jahr jedenfalls wieder zur fleischhaltigen Variante gewechselt. Die vergnügten Stunden der Küchenarbeit mit Ria werden mir aber stets in Erinnerung bleiben als ein schönstes Weihnachtsfest.
Operation und Hoffung
Als wir im letzten Jahr zur Aschenberger Kapelle gingen,hatte Mieke im Herbst zuvor wegen einer ernsten Erkrankung mehrere Operationen gehabt und sie war gesundheitlich noch angeschlagen.
Die Dankbarkeit über den positiven Verlauf der Behandlung und die Hoffnung auf die vollständige Genesung meiner geliebten Frau waren meine Hauptgedanken während des Gottesdienstes, und beim abschließenden „Oh Du Fröhliche“ kamen die bereits angesprochenen Gefühlsausbrüche wieder hoch. Das war dann natürlich wieder ein schönstes Weihnachtsfest.
Nochmal die Jüngste sein!
In diesem Jahr war keine unserer Töchter am Heiligen Abend bei uns, da sie inzwischen alle ihren eigenen Haushalt haben. Wir hatten lediglich Miekes Eltern und meine Mutter zu Besuch. Eingedenk des alten Brauches, dass der oder die Jüngste im Kreise die Geschenke verteilt, durfte dieses mal Mieke diese Aufgabe übernehrnen. Das tat sie dann mit der gleichen Begeisterung, die auch ihre Töchter in den vergangenen Jahres immer wieder gezeigt hatten.
Unsere Mädels kommen am zweiten Weihnachtsfeiertag zu Besuch und bringen ihre Partner mit, wobei Trina jetzt Frau Müller heißt, da sie im Sommer ihren Martin geheiratet hat. Wir freuen uns auf diesen Tag, da uns alle Kinder (also auch die Jungs) so sehr am Herzen liegen und wir sicherlich einige schöne Stunden miteinander verbringen werden. Es besteht also durchaus die berechtigte Hoffnung auf ein weiteres schönstes Weihnachtsfest.
Hoffnung auf weitere schönste Weihnachtsfeste
Wie Eingangs erwähnt, hatte ich bisher das Glück, Weihnachten niemals alleine feiern zu müssen.
All meine schönsten Weihnachten wurden mir durch Menschen geschenkt, die mir nahestehen und die ich liebe und denen ich wohl auch etwas bedeute.
Ich bin dafür dankbar und wünsche mir, dass wir alle noch viele Gelegenheiten für schönste Weihnachtsfeste bekommen.
Uns allen wünsche ich Frieden auf Erden.