Wie Ich Meine Eigene Weihnachtskrippe Baute

Im Alter zwischen 7 und 13 Jahren hatte ich meinem Vater eifrig dabei geholfen unsere eigenen Weihnachtskrippe zu bauen. Die vielen Stunden die wir gemeinsam verbrachten das Krippengebäude, den Hirtenstall und Holzstöße zu basteln, das waren schöne Wochen in der Adventszeit, an die ich mich noch heute gerne erinnere.

Jedes Jahr kamen neue Figuren dazu, und wir fügten mehr Gebäude und Zubehör dazu um die Krippe so authentisch wie möglich zu gestalten.

Nach meiner Auswanderung nach Neuseeland im Jahr 1986 blieb die Krippe auf seinem Dachboden verstaut. Mein Vater entschloß sich im Jahr 1989 unsere Familienkrippe komplett nach Neuseeland an mich weiter zu reichen, da er sie nicht mehr für sich alleine aufbauen wollte.

Ich benutzte die alten Gebäude und Zubehör für etliche Jahre in meiner neuen Heimat, aber im Jahr 1996 entschloss ich mich dann, die Krippe neu zu gestalten. Es war jetzt notwendig ein paar Veränderungen vorzunehmen, außerdem war das alte Stallgebäude beim Seetransport beschädigt worden und hielt nur mit Mühe zusammen und die kleinen Lampen im innern der Krippenhöhle wollten nicht mehr brennen.

Ich hatte mehrere Projekte geplant:

  1. die Bodenplatte sollte dreidimensional mehr in die Höhe und Tiefe wirken. Dies sollte durch eine weitläufige Hügellandschaft erreicht werden
  2. die Höhle sollte im Innenraum größer werden, um so den Hirten und Tieren mehr Platz neben der heiligen Familie zu gewähren. Zusätzlich sollte sie realistischer wirken, mit einem natürlich-felsigem Landschaftsbild das sie umgeben sollte.
  3. Für den Hintergrund sollte ein neues, in die Tiefe wirkendes Panorama gemalt werden, dessen Farbtöne den Rest der Krippe komplimentieren sollte.

Ein neuer Brunnen, den mein Vater uns als Weihnachtsgeschenk im vorigen Jahr zugeschickt hatte sollte sie so gut wie möglich in die übrige Krippenlandschaft eingefügt werden.

Da der Brunnen mit 220 Volt Elektromotor arbeitet, welcher eine kleine Pumpe treibt, die den Wasserkreislauf in Gang hält, musste gewährleistet sein, dass der Brunnen absolut eben auf der Bodenplatte steht, um ein trockenlaufen des Wasserkreislaufs zu vermeiden.

Um zu vermeiden, daß die gesamte Konstruktion zu schwer geriet und womöglich durchhing sollten neue, leichtere Materialien verwendet werden, um das Gewicht der Bodenplatte und der Krippen Höhle so niedrig wie möglich zu halten.

Zuerst kümmerte ich mich um das Hintergrund Panorama, da vorauszusehen war, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen würde, dies zu Malen. Nachdem ich etliche Krippen Modelle in den Büchern „Alte Tiroler Weihnachtskrippen“ und „Krippen selber bauen“ studiert hatte, suchte ich noch die Fotos die ich in im Jahr zuvor bei meinem Deutschlandbesuch im Freisinger Dom von der dortigen Krippenausstellung gemacht hatte, sie gaben mir zusätziche gute Anregungen.

Der Hintergrund mußte dreidimensional wirken mit Hügeln und einer alten Burg als Fixpunkt in der Ferne. Die Farbabstimmung sollte auch geeignet dazu sein, um spätere ergämzungen zu ermöglichen. Das Hintergrund Panorama sollte die gesamte Länge der Krippe und der Bodenplatte umschließen, mußte also 2 Meter 40cm breit werden. Das Ergebnis hat am Ende mit der Farbabstimmung bestens zur Krippe gepasst.

Die Bodenplatte

Da die Hügel die zur Krippen Höhle führten dieses Mal wesentlich größer und stabiler sein sollten, mussten die Gerüstmaterialien so leicht wie möglich sein. Reste 4 und 6 Millimeter dünne MDF* Platten – die aus einem Holzfaser Material gefertigt sind aber leichter zu bearbeiten sind als Holzplatten – wurden zurechtgeschnitten für die verschiedenen Ebenen.

*MDF – Medium Density Fibreboard (mitteldichte Faserplatte)

 

Als Unterbau wurden alte Eiscreme Container aus Plastik genommen, deren Deckel auf die Bodenplatte genagelt wurden um den Strukturen Festigkeit auf der Bodenplatte zu geben. Zuvor war der originale Unterbau mit größter Vorsicht abgetragen und entsorgt worden, um das künstliche Gras (Kunstgrassrollen) nicht zu beschädigen. Auch dies eine Artikel den es in neuseeländischen HobbylÄden nicht gab – deshalb musste behutsam vorgegangen werden um ein Reißen oder Ablösen zu vermeiden.

 

Die 4 – 6 Millimeter dünnen Wandplatten, auf die später die Krippen Höhle gestellt werden sollte, wurden auf die Eiscreme Container geklebt. Um das Gewicht besser zu verteilen wurden hauptsächlich an den Ecken der Platten zusätzlich kleine Holzklötzchen genagelt. In der rechten Ecke wurde eine kleine Erhöhung gemacht um den Teich aufzubauen. Er ist gerade so hoch dass man eine Fassung mit Birne drunter schieben kann um die Glasplatte, welche die Wasseroberfläche darstellen soll, zu erleuchten. In die Zwischenräume wurde Papier zerknüllt und fest gestopft.

Das Papier wurde zusätzlich mit Heftklammern am Boden befestigt, um ein Verrutschen zu verhindern. Dann wurde Gips aus einer großen 10 kg Tüte angerührt, weil eine Menge verputzt werden sollte. Zum Auftragen des Gipses benutzte ich eine Spachtel und einen großen Pinsel.

 

Ich mußte schnell und konzentriert mit dem gips arbeiten, weil der Gips innerhalb von Minuten trocknet. Mit schwarzer Sprüh-Farbe wurden dunkle Schattierungen erreicht, die dem Gips eine schmutzig-graue felsähnliche Grundierung geben.  Bevor der Gips völlig trocknete habe ich noch schnell Graspulver in den verschiedensten Farben aus Tüten gestreut, um den Eindruck von natürliche fließendem Untergrund zu erwecken.

Das Ergebnis ist schon zufriedenstellend.

Die Krippen Höhle

Der nächste Schritt war die Krippen-Höhle. Um Stabilität und Leichtigkeit zu kombinieren wurden auch hier zuerst einmal 4 – 6 Millimeter MDF Platten als Basis genommen. Der Eindruck von Felsgestein und vorspringenden Ecken und Kanten würde später durch Styropor Stücke erreicht werden, die in unregelmäßige Brocken zerkleinert und sowohl im Innenraum der Höhle als auch außen und auf dem Dach befestigt wurden.

Das Befestigen stellte ein kleines Problem für sich da, weil der Uhu-Klebstoff anstatt zu verbinden sich in das Styropor fraß. Als Zwischenlösung ergab sich Verkleben mit Tesafilm, um erst mal die Styropr Brocken in Stellung zu halten.

Der Innenraum wurde mit schwarzer Farbe besprüht, mit künstlichem Lehm – und Gras Pulver bestreut und Büsche aus Gummi in die Ecken gepresst. Dann wurde wieder Gips angerührt und es musste wieder sehr schnell gearbeitet werden, bevor der Gips zu trocknen begann.

 

Vorne links ist die Rückseite der Bodenplatte zu sehen, sie wurde offen gelassen, um Trafos und Stromverbindungen unterzubringen und vor dem Betrachter zu verstecken.

Obendrauf wurden künstliche Büsche und Zapfen von Kiefern gesteckt. Die Büsche sind in den verschiedensten Farben erhältlich so dass sich ein ziemlich natürliches Bild erstellen läßt. Zusätzlich streute ich braunes und grünes Pulver auf die Höhlenoberfläche um den Eindruck einer Mischung von Erde und Gras zu bekommen. Was nicht bedeckt wurde steht als natürliches Felsgestein hervor.

In weiteren Aufnahmen kann man aus verschiedensten Winkeln sehen wie sich der Brunnen links von der Krippen Höhle anschließt, daran die kleine alte Hirtenstall. Etwas weiter links und nach vorne reihte sich dann die zweite, etwas geräumigere Hirtenhütte auf, die noch zusätzlich Rinde an die Außenwände genagelt erhielt.

Hinter der Hirtenhütte ist eine kleine Mauer zu sehen die aus Styropor mit ein paar Büschen verkleidet ist. Aus diesem Winkel ist der Brunnen recht gut zu erkennen der auch noch einige Rindenstücke zusätzlich aufgeklebt bekam, um etwas natürlicher im Panorama zu wirken.

Auf dem nächsten Bild bohre ich gerade ein paar Löcher in die Platte für die Höhle. Die Löcher sind im Durchmesser genau passend, um einige farbige Glühbirnen von unten durch zu stecken, die dann den Höhlen Innenraum indirekt beleuchten werden.

Im Vordergrund kann man die beiden Lagerfeuer und alle möglichen Kleinteile sehen, die der passionierte Krippenbauer so braucht.

Das Verlegen von Kabeln, verlöten und Verbinden der Stromanschlüsse nimmt auch seine Zeit in Anspruch – vor allem die winzigen Schrauben wollen mit Vorsicht und Gedult behandelt werden, sonst rutschen sie heraus und gehen verloren. Im Hintergrund ist übrigens auf dem Regal das Kassettenradio zu sehen – damals in den 90er Jahren ein muss, schließlich darf die James Last Adventsmusik als stimmungsvolle Begleitung beim basteln nicht fehlen – man will ja die richtige Arbeits Atmosphäre haben.

Das vollendete Werk am Heiligabend – Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln:

 

Im Bild darunter die Hirten mit Schafen, den verschiedenen Unterständen und Ställen und dem Brunnen im Hintergrund: