Das fliegende Klassenzimmer

Erich Kästners : „Das fliegende Klassenzimmer“

„Das fliegende Klassenzimmer“ gehört zu den Klassikern der Kinderbuchliteratur.

Es ist und bleibt eines meiner Lieblingsromane, der wegen seiner Thematik auch zum Thema Weihnachten einfach hier auf meiner Webseite mit dazu gehört..

Mut, Freundschaft und Zuverlässigkeit sind immer wiederkehrende Themen, die Kästner am Herzen liegen, das zeigte er immer wieder, sowohl in „Pünktchen und Anton“, „Das doppelte Lottchen“, oder „Emil und die Detektive.“

Beim Mut geht es ihm nicht um Tollkühnheit, sondern um Mut im Sinne von Zivilcourage.

Fünf ganz unterschiedliche Jungen halten zusammen und stehen einander bei. Die „hässlichen Grunderfahrungen der Kindheit“ wie das Verlassenwerden, das Johnny Trotz als Kleinkind erlebt, der verzweifelte Wunsch nach Anerkennung, der den kleinen Uli von Simmern zu seiner gefährlichen Mutprobe verleitet und die Einschränkungen durch Armut, mit denen Martin Thaler und seine Familie umgehen müssen, die gibt es heute noch genauso wie 90 Jahren als Kästner sein Buch schrieb.

Hier ein Beitrag aus Wikipedia, den ich teilweise abgekupfert habe, das Original findest du hier: Wikipedia – Das Fliegende Klassenzimmer

Der Roman beginnt mit einer Rahmenhandlung, in der der Autor, Erich Kästner selbst, als Figur auftritt. Die ersten Kapitel beschreiben, wie er beschließt, in seinem Sommer-Urlaub im oberbayrischen Grainau eine Weihnachtsgeschichte zu schreiben: Dieser Roman soll von Gymnasiasten eines oberbayrischen Internats kurz vor den Weihnachtsferien handeln.

Die Hauptpersonen sind fünf befreundete Internatsschüler, die für die nahende Weihnachtsfeier ihr Theaterstück Das fliegende Klassenzimmer proben und die Vorweihnachtszeit auf unterschiedliche Weise erleben.

Es sind dies der Klassenprimus Martin Thaler, gewissenhaft und ein Gerechtigkeitsfanatiker, der wegen der Armut seiner Eltern über Weihnachten nicht nach Hause fahren kann; der von seinen leiblichen Eltern verlassene schweigsame und introvertierte Jonathan „Johnny“ Trotz, der Weihnachten im Internat verbringt, da sein Adoptivvater ein Überseekapitän ist; Matthias Selbmann, körperlich stark, dickfellig und gutmütig, der sich auf den Punchingball freut, den er zu Weihnachten bekommen soll, weil er Max Schmeling nacheifert; Ulrich „Uli“ von Simmern, sensibel und furchtsam, der noch vor Weihnachten beweisen will, dass er kein Feigling ist, und der intelligente und komplizierte Sebastian Frank, der Weihnachten und das gegenseitige Beschenken eigentlich für sinnlos erachtet, sich aber dennoch an die Tradition halten will.

Dazu kommen als Erwachsene Dr. Johann „Justus“ (der Gerechte) Bökh, der von allen verehrte Hauslehrer des Internats, sowie der „Nichtraucher“, offenbar ein freundlicher Gelegenheitspianist, der in einem ausrangierten Nichtraucherwaggon der Reichsbahn lebt.

Die Geschichte besteht aus einzelnen Episoden. Zunächst wird ein Klassenkamerad, das Lehrerkind Rudi Kreuzkamm, der Sohn des Deutschlehrers, mitsamt den Diktatheften der Klasse seines Vaters von Schülern der traditionell verfeindeten Realschule entführt und in einem Keller gefangen gehalten.

Eine Schneeballschlacht zwischen den beiden Schulen droht. Der Nichtraucher schlägt vor, dass stellvertretend der stärkste Realschüler (ein Junge namens Heinrich Wawerka) gegen den stärksten Gymnasiasten (Matthias Selbmann, genannt Matz) kämpfen, und der Sieger des Kampfes auch der Sieger des Schulkrieges sein soll. Matz gewinnt den Kampf, doch die Realschüler brechen ihr Wort und lassen den Gefangenen nicht frei.

Die fünf Gymnasiasten müssen ihren Kameraden mit Gewalt befreien, stellen aber fest, dass die Diktathefte vor den Augen des Gefangenen Rudi Kreuzkamm verbrannt worden sind. Es folgt ein strenges Verhör der Kinder durch ihren Hauslehrer Dr. Bökh, der für ihren unerlaubten „Ausgang“ allerdings Verständnis aufbringt und darum auf eine drakonische Strafe verzichtet, weil er die Zivilcourage der Kinder bewundert.

Weitere Episoden sind die Proben für das Theaterstück mit dem Titel Das Fliegende Klassenzimmer, das vor Weihnachten aufgeführt werden soll; sodann Ulis verzweifelter Nachweis seines Mutes, als er mit einem Regenschirm in der Hand von einem Klettergerüst springt und sich das Bein bricht; dann die von den Schülern arrangierte Zusammenführung Dr. Bökhs mit seinem verloren geglaubten Freund, einem ehemaligen Arzt, genannt „Nichtraucher“; die weihnachtliche Heimfahrt Martin Thalers zu seinen mittellosen Eltern, nachdem Dr. Bökh Martin das Reisegeld geschenkt hat.

Am Ende wird die Rahmenhandlung wieder aufgegriffen und der Autor erzählt, wie er zwei Jahre später in Berlin (in der ersten Verfilmung im Münchner Hofgarten) mit Johnny Trotz und seinem Adoptivvater zusammentrifft. Alle seine Kameraden und er sind selbstständige Persönlichkeiten geworden, alle auf ihre Weise couragiert und lebensfroh. Bemerkenswerterweise ist Uli nun der durchsetzungsfähigste von allen.

Nach den Olympischen Winterspielen 1936 schrieb Kästner als Fortsetzung eine Kurzgeschichte unter dem Titel: Zwei Schüler sind verschwunden. In dieser Kurzgeschichte reißen die Tertianer Matthias und Uli aus dem Internat in Kirchberg nach Garmisch-Partenkirchen aus, um bei den Winterspielen zuzusehen. Dabei freunden sie sich mit einem englischen Eishockeyspieler an.

Der deutsche Autor Hauke Goos hat in 2019 einen sehr einfühlsamen Kommentar zu Kästners Fliegendem Klassenzimmer verfaßt – Du findest ihn hier: Die Kunst Des Tröstens

Hier ein paar Auszüge aus dem Artikel:

Die Kunst des Tröstens

Was macht einen guten Lehrer aus? Der große Kinderbuchautor Kästner braucht nur einen einzigen Satz für die Antwort.
Schriftsteller Erich Kästner
Schriftsteller Erich Kästner Foto: Goebel/ DPA
„Der Lehrer hielt ihn fest. `Moment, mein Sohn!`, sagte er. Dann beugte er sich zu dem Jungen hinab und fragte ihn sehr leise, als dürften es nicht einmal die Bäume hören: `Hast du etwa kein Fahrgeld?`

Da war es mit Martins tapferer Haltung endgültig vorbei. Er nickte. Dann legte er den Kopf auf die schneebedeckte Brüstung der Kegelbahn und weinte zum Gotterbarmen. Der Kummer packte den Jungen im Genick und schüttelte und rüttelte ihn hin und her. Der Justus stand erschrocken daneben. Er wartete eine Weile. Er wußte, daß man mit dem Trösten nicht zu früh beginnen darf.“

Die legendäre Erstverfilmung des Buches, für das Erich Kästner selbst das Drehbuch schrieb, kam 1954 mit Paul Dahlke, Erich Ponto, Paul Klinger und einem noch sehr jungen Peter Kraus (als Johnny Trotz) heraus. Es ist mit Abstand die beste Version, weil Erich Kästner als Drehbuchautor sich dabei sehr eng an seine Romanvorlage hielt. Kästner setzte auch die ihm eigenen Vor- und Nachbemerkungen ins Bild.

Kästner erscheint selbst am Anfang auf der Leinwand und erzählt in einer kleinen Rahmenhandlung seine Geschichte: Er sitzt an einem Tisch mitten auf einer Sommerwiese bei 38 °C und schwitzt beim Schreiben von Filmszenen, die im verschneiten Winter spielen.

In diesem Klassiker der deutschen Film Geschichte geht es um die Wünsche und Sorgen der Schüler, um Ideale wie Freundschaft, Zivilcourage, Individualität statt Egoismus, Intellekt kontra Kraft und für eine bessere Gesellschaft.

Ideale, die heute ebenso zeitgemäß sind wie vor 90 Jahren, die aber nach 1933, als das Buch herauskam, in Nazideutschland unerwünscht waren und Kästner Veröffentlichungsverbot einbrachten.

Der Film Das fliegende Klassenzimmer wurde bei der Erstaufführung 1954 begeistert aufgenommen und wird von vielen Kästner-Fans und Filmkritikern auch heute noch als unübertroffen angesehen.

Man bekommt einen Eindruck von den Lebensumständen sowie dem Zeitgeschmack der Epoche. Diese Version zeichnet ein Bild der 50er Jahre, und das nicht nur wegen der Inszenierung in schwarz-weiß: Die Einrichtung ist karg, die Folgen des 2. Weltkrieges sind allgegenwärtig.

 

Die Szene in der Wohnung des Vertrauenslehrers, wo er die Jungen zum „Nachsitzen“ zu Kaffee und Kuchen verdonnert hat, ist nach all den Jahren für mich immer noch eine der stärksten und bewegendsten Szenen.

Falls Du eine Möglichkeit hast, ihn Dir über Weihnachten anzusehen wirst Du es nicht bereuen.  Ein absolut sehenswerter Film um Mut, Freundschaft, Zuverlässigkeit und Treue der auch nach fast 70 Jahren nichts an seiner einzigartigen Kraft verloren hat.